Der Zeitpunkt des Spieles sechs Wochen vor Beginn der GFL-Saison spielt dabei seine Rolle, auch dass nach dem Gewinn des EM-Titels für das Nationalteam ein neuer Planungszyklus beginnt, an dessen Ende in vier Jahren die Titelverteidigung stehen soll. Der Griff nach den Sternen bei der WM in Österreich (8. bis 16. Juli 2011) ist zwar ein Traum, und im Football ist bekanntlich vieles möglich – doch Trainer und Spieler sind realistisch genug, auch in dieses Turnier nur mit der Zielsetzung zu gehen, den Status als bestes europäisches Team zu verteidigen. Wobei man angesichts der Gruppeneinteilung sein Schicksal dabei aber ja nicht vollständig in der eigenen Hand hat.
Einige neue Assistenztrainer gehen zudem mit auf die Reise, und die haben bei der Spielerauswahl begonnen, ihre Handschrift zu zeigen. Und zuguterletzt wird man sich bei den in den letzten Jahren international nicht vom Erfolg verwöhnten Italienern nicht zu unhöflich präsentieren wollen. Klar, für einen amtierenden Europameister ist in jedem Spiel gegen einen europäischen Gegner ein Sieg Pflicht – Freundschaftsspiel hin, Freundschaftsspiel her. Doch ein Testspielpartner, der sich zuletzt als Vorletzter der B-EM zwar tapfer geschlagen hat, aber nach lang zurückliegenden glorreichen Zeiten erst vorsichtig wieder Anschluss an europäisches Spitzenniveau finden möchte, bietet hervorragende Gelegenheit, sich vor allem auf die eigenen Abläufe zu konzentrieren und am Ende nach guter Football-Sitte nicht zu ergebnisorientiert aufzutreten. Zumal Österreich und Frankreich ja nicht zu weit entfernt von Turin liegen, und die Scouts der übrigen europäischen WM-Teilnehmer interessierte Beobachter sein werden.
Zu sehen bekommen werden sie ein deutsches Team, in dem nur 18 Spieler bereits im EM-Aufgebot 2010 waren, aus der Starting Defense des EM-Finales sind gerade einmal zwei Spieler dabei, und in der Offense ist Quarterback Dennis Zimmermann (Braunschweig) der einzige, der auch schon beim Triumph gegen Frankreich einzeln in die Frankfurter Commerzbank-Arena einlief. Joachim Ullrich (Marburg), mit dem er sich bei der EM den Posten als Stammspielmacher teilte, fehlt aus beruflichen Gründen, was einerseits Zimmermann die erneute Gelegenheit gibt, sich als gleichwertige Alternative zum langjährigen Routinier Ullrich zu empfehlen, und andererseits Raum bietet, die übrigen nominierten Quarterbacks Robert Demers (Düsseldorf), Dennis Kucynski (Hamburg) und Gary Lautenschlager (München) stärker in den Kader einzubinden. Unter den 45 nominierten Spielern stellt Meister Kiel mit sieben Akteuren das zahlenmäßig größte Aufgebot, und weiterhin bleiben die Coaches sich treu, auch die GFL 2 im Blickpunkt zu behalten: Neun Spieler von Zweitligisten sind wieder dabei, was in etwa den Werten des Vorjahres entspricht, berücksichtigt man, dass die vier Top-Zweitligisten des Vorjahres ja inzwischen in die GFL aufgestiegen sind.