08.07.2007: Jo’s Tagebuch vom 8. Juli
Nur 2 zugelassene First Down sind eine ziemlich deutliche Statistik, die das Spiel unserer Defense gut beschreibt. Negative Rushing Yards auf koreanischer Seite sind auch ziemlich bitter. In der Offense liefen die ersten beiden Drives sehr gut und recht fehlerfrei. Danach passierten die üblichen Sachen, die man oft in Auswahlmannschaften sieht: falsches Personal auf dem Feld, Snap Fumble, falsche Routen und falsche Blocks, ein paar Missverständnisse… Es war halt unser erstes Spiel in diesem System. Ich dachte eigentlich nach dem guten Camp in Frankfurt, dass uns so etwas weniger passieren würde, aber man sieht mal wieder, dass in einer Spielsituation der Druck deutlich höher ist als im Training. Trotzdem können wir mit 15 Completions aus 21 Versuchen und drei Passtouchdowns genauso zufrieden sein, wie mit den jeweils über 100 Yards von Geiger und Washington bei einem Durchschnitt von je über 10 pro Lauf. Gegen die USA können wir uns allerdings keine Fehler mehr erlauben. Diese haben uns heute bestimmt 3 weitere Touchdowns gekostet. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg und das Spiel gegen Korea war eine gute Vorbereitung unter Wettkampfbedingungen. Das Team USA hat auch zugeschaut, aber nur bis zur Halbzeit. Angeblich sind sie dann überheblich lachend gegangen. Ich weiß nicht so recht, woran wir bei diesen Amis sind. Sie verhalten sich komisch. Vielleicht sind es aber alles auch wieder blöde Gerüchte. Von denen hab ich ja hier schon einige verbreitet (siehe Franzosen und ausverkaufte Stadien). Wow, ich wollte schon immer auch mal Gerüchte im „großen“ Footballforum verbreiten, auch wenn es nur auf indirektem Weg ist ;-) Aber ich schreibe einfach mal, was wir hier so zu hören bekommen und übernehme wie immer keine Garantie für die Korrektheit. Man weiß ja nie, was Walters Spionage-Netzwerk alles zutage fördert. Jedenfalls haben sie wohl etwas gelacht, wollten uns auch vor unserem gemeinsamen Spiel nicht mehr sehen und haben sich beschwert, dass wir ihnen einmal nach unserem Training über den Weg gelaufen sind (siehe vor ein paar Tagen). Andererseits haben sie angeblich auch Schiss und Respekt vor uns. Macht ja auch Sinn, schließlich können sie ja nur verlieren, aus ihrer Perspektive. Naja…wie auch immer. Wir werden einfach Football spielen so gut wir können und ich bin der Meinung, dass wir sie schlagen können. Von Marburg hätte auch niemand 2004 erwartet die Blue Devils zu schlagen. Seit dem glaub ich an alles im Football. Leider war das Stadion nicht wirklich ausverkauft. Ich schätze es waren ca. 3000 Zuschauer im Kawasaki Stadium. Auf der anderen Seite auch wieder angenehm, da es sehr leise war und die Kommunikation sehr einfach. Irgendwie muss man das Ganze erstmal realisieren. Wir spielen hier bei einer ziemlich großen Veranstaltung Football - ganz weit weg von zuhause, in einem völlig fremden Land, in einer völlig fremden Kultur. Eigentlich eine sehr krasse Erfahrung und wie Coach Arbon heute im Teammeeting vor dem Spiel sagte, werden wir wohl noch in vielen Jahren davon erzählen. Nur so ganz klar, wird einem das im Moment natürlich nicht. Ich hatte so einen „Oh-wie-krass-Augenblick“ als ich im vierten Viertel (mittlerweile von der Bank aus) Markus von Daalen dabei zusah, wie er beim Kickoff das Feld runter rannte und mir dachte „Mensch, das macht der doch normal immer im Gassmann-Stadion und jetzt rennt er hier in Kawasaki über den Kunstrasen“ (, der übrigens ziemlich schmerzhaft sein kann). Ein paar Minuten zuvor hatte er übrigens, nach einem hohen Kickoff nach einem Safety den freien Ball für uns gesichert. Schlaue Marburger Schule - Doofe Koreaner - die wollten den freien Ball anscheinend nicht! Beim Essen nach dem Spiel in einem netten Restaurant, kamen dann auch Filip Pawelka und Alexej Mittendorf (Düsseldorf Panther) verspätet hinzu. Diese beiden hatten etwas länger bei der Dopingkontrolle zubringen müssen. Das Thema Doping wird nach den jüngsten Geschehnissen im Radsport hier sowieso sehr, sehr ernst genommen und es werden immer 3 Leute zufällig von einem Team getestet. Für Filip läuft es generell leider etwas suboptimal im Moment. Zu den Schulterproblemen aus dem Wien-Spiel kam noch einen Oberschenkelzerrung im Dienstag Training. Gestern Abend hat er es, dank dem Super-Tape-Kleber von Hans, auch noch geschafft sich einen Lappen Haut beim Tape entfernen mit zu entfernen. Jetzt weiß ich auch, woher der Schrei gestern Nacht kam! Aber er wäre nicht Filip Pawelka, wenn ihm das nicht alles völlig egal wäre, sobald er auf dem Feld steht. Und so hatte er einen absolut akrobatischen Catch im letzten Viertel auf Pass von Dennis Zimmermann. Dieser Catch wurde später in der Statistik Jörg Heckenbach (Braunschweig Lions) zugeschrieben. Und um seine Misere weiterzuführen, fing er kurz darauf noch einen kurzen Pass und schleifte danach in unnachahmlicher Pawelka-Manier ca. 4 Koreaner noch gute 5 Yards Richtung Endzone….Strafe…Illegal Receiver downfield, weil Filip angeblich unseren Tight End gecovert hat, da er selbst nicht im Backfield stand, sondern direkt an der LOS. Ich selbst habe gesehen, wie Filip vor dem Play sich vorbildlich, richtig aufgestellt hat, den französischen Linesmen-Ref gefragt hat, ob er „OFF the Line“ ist und dieser genickt hat und zum Zeichen seinen Arm ins Offense Backfield gestreckt hat. Filip schaut weg, um den Snap zu sehen und während dessen wandert der Arm des Franzosen wieder zurück?!?! Super! Eigentlich 2 Catches für ca. 15 Yards für den stolzen Deutsch-Polen, leider aber dank Murphy’s Law offiziell 0 Catches für 0 Yards. Doch Murphy war noch nicht fertig mit Filip. Wie es vielen Leuten geht, konnten auch Filip und Alexej nicht sofort die geforderte Urinprobe liefern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in dieser Situation Pinkeln gar nicht so leicht ist. Also musste sie jeder ungefähr 12 Flaschen Super H2O trinken, die danach überall raus kamen, nur erst ziemlich spät dort wo sie eigentlich sollten. Jeder der Filip kennt, weiß wie unterhaltsam es war, als er uns die ganze Geschichte in Details erzählt hat. Sunshine du weißt, was ich meine und grinst jetzt bestimmt in Bremen. Da ich Filip kenne, weiß ich, dass er sehr bald dem lieben Murphy fies in den Arsch treten wird und wir noch einiges von ihm erwarten können. Morgen geht es erst mal wieder….genau… Laufen mit Georg….“Kommt Männers… Da gehen’ wir noch mal rein … Schnipping!...Wir müssen Gummimenschen werden…14…16…18…20….Thanks…Ok!“ So hört sich das in etwas an. Aber man muss ihn live erlebt haben. Er ist ein absolutes Original aus alten Tagen der DDR Kaderschulen. Nachdem wir das hinter uns gebracht haben fahren wir nach Tokyo zum Sight Seeing. Juhu! Nachtrag: Eins ist mir noch von gestern eingefallen. Hinter unserem Trainingsplatz fand ein Cart-Turnier (Formel 1-Style) statt, bei dem wir nach dem Training eine halbe Stunde zuschauen konnten. Das war lustig. Da fuhren kleine, japanische Steppkes im Alter bis 5! Jahren Cart. Und sie fuhren einen absolut heißen Reifen. Kommentar Brad Arbon: „Wow…these kids are haulin’ ass!“ Scheiße, waren die fix unterwegs.