Averhoff ist in Hamburg geboren, er ist in Poggensee aufgewachsen, und mit Amerika hatte er in den ersten anderthalb Jahrzehnten seines Lebens rein gar nichts zu tun. Seine Wurzeln liegen zur einen Hälfte in Deutschland, mütterlicherseits, zur anderen Hälfte in Nigeria, von dort kommt sein Vater.
Das alles ist nun eine Geschichte, die Tassilo von Bary, den Bürgermeister von Bad Oldesloe, wohl kaum veranlassen würde, Averhoff in sein Amtszimmer einzuladen und ihn zu bitten, sich im Goldenen Buch der Kreisstadt zu verewigen, wie am Donnerstag geschehen. Es ist als Anerkennung gemeint für die sportlichen Verdienste des Footballers. Eine Bronzemedaille, gewonnen bei den Weltmeisterschaften in Japan im vergangenen Juli, das macht schon was her.
Für Averhoff war es die erste Reise mit der Nationalmannschaft, eine Reise, sagt er, "die wohl niemand von uns vergessen wird". Asien, eine fremde Welt, die Begeisterung des Publikums, das bittere Aus im Halbfinale gegen die von einer College-Auswahl vertretenen USA, das knappe 7:0 bei Dauerregen im Spiel um Platz drei gegen Schweden.
Der Stormarner fühlt sich noch immer heimisch im Norden, hier hat er Familie und viele Freunde, aber mehr als zweimal im Jahr für ein paar Tage schafft er es nicht mehr nach Poggensee. Averhoff ist schon seit dreieinhalb Jahren weg. Erst ging er nach München, zum Zivildienst, inzwischen studiert er in Marburg im fünften Semester Politikwissenschaften.
Dass Averhoff sich beim American Football austobt, als Linebacker beim Bundesligaklub Marburg Mercenaries, hätte er sich vor ein paar Jahren nicht vorstellen können. Deutschland zählt nicht gerade zu den größten Football-Nationen, erst recht nicht Nigeria, und so erwachte Averhoffs Begeisterung dann doch genau in dem Land, von dem so viele denken, dass es seine Heimat sei. Mit 16 flog er für ein halbes Jahr zum Schüleraustausch in die USA. "Dort läuft einem der Sport den ganzen Tag über den Weg", sagt der Defensivspieler.
Vorher hat er Fußball gespielt und gesurft, aber Football ist seine Leidenschaft geworden. Die taktische Prägung hat es ihm angetan, und er liebt das Spiel, weil es so körperbetont ist. Dabei ist Averhoff mit 1,86 Meter und nicht einmal 100 Kilogramm fast noch schmächtig gegen manchen Koloss auf dem Platz. Er wird wegen seiner Schnelligkeit geschätzt.
Averhoff hat einen steilen Aufstieg im Sport erlebt, als er aus Amerika zurückkehrte. Er schloss sich den Lübeck Cougars an, spielte dort im Jugendbereich und schaffte es anschließend bei den Männern auf Anhieb ins Zweitligateam. Die schlechteren Zeiten folgten in München, eine langwierige Verletzung an der Patellasehne, und auch in Marburg musste sich Averhoff erst durchbeißen.
Die Saison geht erst in ein paar Monaten wieder los, Training ist trotzdem. Einmal pro Woche laufen, dreimal ins Fitnessstudio. Die Mercenaries wollen gewappnet sein, sie wollen endlich einmal deutscher Meister werden, nachdem sie zweimal knapp gescheitert sind, 2006 erst im Finale. "Ich freue mich darauf, irgendwann mal irgendwo Erster zu werden", sagt Averhoff, "denn gewonnen habe ich noch nie etwas." Naja, bis auf eine Bronzemedaille bei einer Weltmeisterschaft eben.