01.09.2015: Gute zweite Halbzeit reicht nicht
Zugegeben , es war heiss an diesem Sonntag Nachmittag im Georg-Gaßmann-Stadion. Warum dann aber die Gastmannschaft, immerhin mit langer Busfahrt in den Knochen, im ersten Durchgang wesentlich frischer und konzentrierter wirkt, wird wohl für immer das Geheimnis der Mercenaries bleiben. Tatsache ist, dass erst nach der Pause ein Ruck durch die Mannschaft ging, der die "Söldner" beinahe noch zum Sieg getragen hätte.
Die Bayern, derzeit im Niemandsland der Tabelle angesiedelt, zogen ihr Spiel im ersten Quarter nahezu ohne große Kraftanstrengung durch. Wenig Druck auf den Quarterback und teilweise Abstimmungsprobleme im Defensive Backfield der Mercenaries brachten den ersten Touchdown der Partie, für den sich Wide Receiver Ryan Retzlaff verantwortlich zeigte. (0:7) Weiterhin ohne Körpersprache ließ man auch - noch im ersten Viertel - den zweiten Score über sich ergehen, als Ume-Ezeoke aus kurzer Distanz in die Endzone der Hessen laufen konnte. (0:14)
Immerhin gab es Anfang des zweiten Quarters dann so etwas wie ein Lebenszeichen von den Mercenaries. Der erste konzentrierte Drive wurde mit Pass von White auf Spindler und dem Anschluss- Touchdown zum 7:14 abgeschlossen. Leider aus Sicht der Marburger war jedoch die Defense zu diesem Zeitpunkt noch immer indisponiert. Methodisch arbeiteten sich die Cowboys, gestützt vor allem auf die gut funktionierenden Crossing- Routes, in die Redzone des Gegners vor, von wo aus Breaker schlussendlich leichtes Spiel hatte. (7:21) Einem missglückten Onside-Kick und einem immer besser werdenden EJ White sei Dank, konnten die Mercenaries noch vor dem Wechsel durch den mit Gipsarm spielenden Andrecus Lindley auf 14:21 verkürzen, bevor Cowboys-Kicker Kusch per Field Goal aus 20 Yards den Halbzeitstand von 14:24 herstellte. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Mercenaries glücklich schätzen, zumindest noch in Schlagdistanz zu sein.
Ganz anders dann das Auftreten der Gastgeber nach der Pause. Plötzlich wurden die Aktionen zwingender, der Wille zum Sieg war klar erkennbar und gestützt auf einige Initialzündungen sah man endlich auch zuvor vermisste Emotionen auf dem Platz. Dabei half natürlich, dass bereits der erste Drive den Vorsprung der Münchner auf drei Punkte verkürzte, als Wide Receiver Philip Prohaska, mit starkem Spiel an diesem Nachmittag, seinem Bewacher auf einer tiefen Post-Route enteilt war. (21:24) Nun war es im Folgenden keineswegs so, dass die Hausherren plötzlich dominierten, aber es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der bis zum Ende anhalten sollte und die Zuschauer in seinen Bann zog. Zunächst stellte Woellner den alten Abstand wieder her (21:31), doch spätestens als Mercenaries- Linebacker Sam Weiss ein Field Goal blocken konnte, schwappte das viel zitierte Momentum endgültig zu den Hessen herüber. Quarteback White selbst erzielte die nächsten Punkte zum 28:31 und auch die Defense war jetzt hellwach. Linebacker Andreas Flier, während der Partie angeschlagen, konnte im nächsten Drive einen Pass von Ubinski abfangen und als anschließend selbst ein "Flea Flicker" auf Prohaska funktionierte, wähnten nicht Wenige die Mercenaries bereits auf der Siegerstraße. (35:31)
Doch München war nicht angereist, um sich zu ergeben. Vort allem Retzlaff, wieder einmal verlässlichste Anspielstation seines Quarterbacks, drehte jetzt noch einmal auf, wobei er mehr als einmal von verpassten Tacklings der Marburger Defense profitierte. Sein Touchdown zum 35:38 brachte das Gassmann-Stadion wieder zum Schweigen. Allerdings nur kurz. Der Premieren Touchdown von Hendrik Schwarz, gerade der Jugend der Mercenaries entwachsen, zwang die Zuschauer aus ihren Sitzen (42:38) und wo man schon mal stand, wurde anschließend die Defense lautstark angefeuert. Leider, aus Sicht der Mercenaries, waren indes noch zwei Minuten auf der Uhr, die München effizient nutzte. Die Defense, noch immer ohne effektives Mittel gegen die Crossing-Routes des Gegners, hielt nicht und als Ortiz das 42:45 herstellte, war die Partie eingentlich schon gelaufen. Die Betonung liegt auf eingentlich, denn drei Sekunden vor Schluss und bereits in Field-Goal- Reichweite, war zumindest die Chance zum Ausgleich da. Geradezu sinnbildlich für diese Saison war der Kick haarscharf zu kurz und Marburg stand mit leeren Händen da.
Der vollständige Fokus der Mannschaft liegt jetzt auf der kommenden Aufgabe bei den Franken Knights. Hier soll das "Abstiegsgespenst" mit einem Sieg endgültig verscheucht werden.