25.11.2019: Marburg Mercenaries wollen mit Coach Joe Sturdivant zu alter Stärke zurück
Der neue Steuermann des Football-Erstligisten ist ein alter Bekannter und hat für die „Mercs“ bereits gespielt sowie trainiert. Am Donnerstag sprach der Coach mit der OP über die Rückkehr und seine Ziele.
Wenn Footballspieler von Teams in der German Football League wegen einer Verpflichtung kontaktiert werden, ist eine der ersten Fragen: „Wer ist der Trainer?“ Davon hängt bei der Rekrutierung von Athleten, insbesondere den amerikanischen Importspielern, viel ab. Denn Erfolg beginnt immer mit gutem Coaching. Die Marburg Mercenaries können diese Frage für die kommende Saison beantworten. Joe Sturdivant ist der neue Anführer im „Söldnerlager“.
Der Mann aus dem US-Bundesstaat Georgia ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in Marburg. Im Jahr 2010 spielte er für die „Mercs“ und führte die Defensive in Tackles an. Eine Saison später tauschte er den Football-Helm gegen das Headset, wechselte in den Trainerstab, wo er als Head Coach sowie als Defenisve Backs Coach fungierte, bevor er 2013 in sein Heimatland zurückkehrte, um dort zu coachen. „Wir hatten mit Joe immer noch Kontakt und wissen, dass er ein erstklassiger Coach ist“, begründet Michael Dalkowski, sportlicher Leiter der Mercenaries die Verpflichtung. Beim German Bowl am 12. Oktober habe es erste Gespräche zwischen Trainer und Klub gegeben.
Sturdivant trainierte in der vergangenen Spielzeit den Zweitligisten Saarland Hurricanes und scheiterte dieses Jahr knapp am Aufstieg. Die Rückkehr an die Lahn ist für den Amerikaner Herzensangelegenheit. „Es fühlt sich an, als käme ich wieder nach Hause. In Marburg hatte ich meine erste Trainerstation und ich erinnere mich daran, dass es hier sehr familiär zugeht“, erklärt Sturdivant. Er übernimmt das Amt vom bisherigen Interims-Coach Tibor Gohmert, der während der vergangenen Saison für den zurückgetretenen Cheftrainer Dale Heffron übernommen hatte. Am Dienstag unterschrieb Sturdivant den Trainervertrag.
Beim Pressetermin macht 34-Jährige einen entspannten Eindruck, feixt und lacht. Aber der Schalter wird in Lichtgeschwindigkeit in auf „todernst“ umgeschaltet, sobald es um Football geht. Und wenn Augen tatsächlich ein Spiegel der Seele sind, ist die Reflektion in Sturdivants Blick mit purer Intensität zu beschreiben. Was passiert, wenn ein Spieler nicht alles aus sich herausholt? „Dann reiße ich dir dein Gesicht ab“, sagt der Coach im übertragenen Sinne. Freilich hat er noch keinen Spieler malträtiert, aber er macht deutlich, dass mangelnder Einsatzwille Gift und Galle nach sich zieht.
Sein Ziel ist klar: Er will nichts Geringeres als den German Bowl gewinnen und die „Söldner“ auf Deutschlands Football-Thron hieven. Und zwar lieber gestern als morgen. Aber es wird eine Herkulesaufgabe. Seit neun Jahren kamen die Marburger nicht mehr über die erste Playoff-Runde hinaus.
Läuft alles nach Plan, zieht er Anfang Dezember nach Marburg. Die Planungen für die kommende Saison laufen aber bereits auf Hochtouren. Sieben von neun Trainerposten bleiben voraussichtlich gleich. Sturdivant plant für sich selbst eine Doppelrolle – Head Coach und Coordinator. „Ich suche nach dem besten Coordinator, den ich finden kann. Ob für Offensive oder Defensive, ist egal. Ich übernehme dann den noch freien Posten“, sagt der Trainer, der momentan ebenfalls mit dem Rekrutieren von Spielern beschäftigt ist.