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02.04.2020: Mercenaries Präsident Dalkowski: "Es ist und bleibt ein Blick in die Glaskugel"

Mercenaries Präsident Dalkowski: "Es ist und bleibt ein Blick in die Glaskugel"

Der Präsident der Marburg Mercenaries Carsten Dalkowski äußert sich im Interview mit Holger Weishaupt zum aktuellen Stand des American Footballs in der Corona Krise. Der Rechtsanwalt für Strafrecht ist auch Vizepräsident des AFVH (American Footballverband Hessen) und Sprecher der GFL und kennt damit die verschiedenen Blickwinkel auf diese schwierige Thematik.

Die Eishockey und - Volleyballligen sowie die 2.Basketball Bundesliga haben den Spielbetrieb eingestellt, Olympia und Fussball EM werden mindestens auf nächstes Jahr verschoben, Tour de France ist abgesagt und auch die Formel 1 hat den Saisonstart verschoben. Die American Football Saison in Frankreich wurde abgebrochen, in der Schweiz wurde sie abgesagt. Die Fussball Bundesliga plant Geisterspiele, um zumindest die TV Einnahmen zu sichern. Sicher wären diese Übertragungen ähnlich wie aktuell der Andrang bei den Baumärkten ein wichtiger Aspekt, um die Stimmung in der Bevölkerung nicht kippen zu lassen.

Die Footballer hoffen, dass es nach dem 20. April wieder mit dem Trainingsbetrieb weitergehen kann, ist das unter diesen Umständen überhaupt noch realistisch? Wie wäre die Saisonplanung?

Was aktuell realistisch ist und was nicht kann sich stündlich ändern. Viele Entscheider sind genau wie wir im Sichtflug. Stand jetzt gehen wir von einem Saisonstart Ende Mai aus. Die nächste Wasserstandsmeldung von den Regierungen und der Politik erwarten wir um Ostern. Dann kann man sicherlich über die nächsten Schritte diskutieren.

Wären in der GFL auch Geisterspiele möglich?

Ich glaube nicht, dass für die GFL Vereine „Geisterspiele" einen Mehrwert hätten. Wir generieren durch die Bank einen großen Anteil am Budget durch die Spieltage, sei es durch Eintrittsgelder oder Gameday-Vermarktung. Für uns in Marburg wäre es keine Option.

Könnte man versuchen, die entgangenen Zuschauereinnahmen durch bezahlte Livestreams zu kompensieren? Quasi ein Geisterspielticket für den Livestream?

Diese Diskussion gibt es aktuell, ich halte sie aber nicht für zielführend in der derzeitigen Situation. Ziel ist ganz klar eine möglichst reguläre Saison zu spielen.

Was ist mit den Jugendfootballern und unteren Ligen, die könnten doch evtl. eher ohne Zuschauereinnahmen spielen?

Wir hoffen nicht nur für die GFL, dass der Spielbetrieb im Mai wieder losgehen kann. Aber auch die kleinen Vereine brauchen die Zuschauer. Oder auch die Jugendmannschaften oder zweiten Mannschaften in Marburg wollen nicht ohne die Unterstützung der Fans spielen. Das kann ich mir nicht vorstellen.

Sind die aktuellen finanziellen Probleme für alle GFL gleich Teams oder gibt es da Unterschiede?

Nach meinem Kenntnisstand konnten die meisten Vereine einigermaßen gut „runterfahren". Sicherlich wird es aber unterschiedliche Auswirkungen geben, wenn die Pause nun länger anhalten sollte als zunächst vermutet. Grundsätzlich sehe ich die breit aufgestellten Vereine besser für solche Krisen gerüstet.

Was machen die Mercenaries mit den verkauften Dauerkarten, können diese bei Saisonausfall erstattet werden?

Sobald wir wissen, wie es weitergehen soll, werden wir unsere Dauerkartenbesitzer informieren. Aktuell ist ja noch eine vollständige Saison geplant und wir setzen gerade ligaweit alles daran eine Saison zu spielen.

Wären die Mercenaries bei Saisonausfall gefährdet?

Unser Verein ist schon immer finanziell breit aufgestellt. Neben den Sponsoringeinnahmen, den Fördermitteln, Spenden und Zuschüssen spielen natürlich auch die Einnahmen aus den Gamedays eine Rolle. Sollte eine dieser Säulen wegbrechen, wäre dies sicherlich sehr schmerzhaft. Allerdings wäre unsere Existenz nicht gefährdet. Ein stabiles Haus bricht nicht so einfach zusammen. Sicherlich wäre die Herausforderung noch größer, wenn zusätzlich auch Sponsoringgelder oder Fördermittel im großen Stil wegbrechen würden. Hier haben wir aber bereits sehr gute Signale von unseren Partnern und auch der Stadt Marburg erhalten, wir werden nicht alleine gelassen.

Was ist mit den Imports, sind schon welche da? Und könnten die dann überhaupt einreisen, falls wieder gespielt werden sollte? Da könnte es ja finanzielle Gründe oder allgemeine Einreise – Ausreisebeschränkungen geben?

Aktuell haben wir die amerikanischen Imports noch in den USA gelassen und alle Flüge umgebucht. Wir würden im Falle eines Ligastarts versuchen, die Jungs dann nach Marburg zu holen. Von den EU-Imports sind aktuell schon WR Ruben de Ryuter und OL Omar Hashw, sowie CB Sebastian Bocchi hier. Für die ist es aktuell natürlich besonders schwer.

In den Online Kanälen gibt es immer öfters Vorschläge, dass man auch eine Saison ohne Importe spielen könnte, was halten Sie davon?

Aktuell wird ja viel diskutiert. Sicherlich kann man auch über die Themen wie Beschränkung der Imports, Spielzeitverkürzung, Kaderreduzierung und ähnliches diskutieren. Wichtig ist mir bei diesen Diskussionen als GFL Sprecher immer nur, dass es für alle der gleiche Wettbewerb sein muss. Da braucht es halt einen gemeinsamen Nenner. Diesen von Kiel bis München, vom „Dorfverein" zur Betreibergesellschaft zu finden, ist nicht leicht und eine echte Herkulesaufgabe.

Wie ist generell die Stimmung bei den Spielern, Trainern und Verantwortlichen? Was machen die alle, eigentlich ist das ja jetzt die heiße Phase der Saisonvorbereitung?

Es sind natürlich alle in Lauerstellung und warten darauf wie es weitergeht. In vielen Bereichen haben wir aber trotzdem viel zu tun. Es wird online gecoacht, zu Hause trainiert und viel telefoniert. Die Stimmung ist aber gut, bislang sind alle noch positiv und freuen sich auf den Start der Saison. Unsere Cheerleader bereiten sich z.B. auch auf die Deutsche Meisterschaft vor. Langweilig wird es also nicht.

Gibt es vom Verband schon Überlegungen, zumindest die Lizenz – und Passgebühren an die Teams zurückzubezahlen, falls nicht gespielt werden kann? Sind vom Verband irgendwelche Hilfen für Teams in Schwierigkeiten geplant?

Vom AFVD oder AFVH wird es sicherlich keinen „Rettungsschirm für Vereine" geben. Dafür sind auch nicht die Fachverbände, sondern eher die Kommunen zuständig. Sicherlich wird es aber beim Verband und den Ligen Flexibilität und Verständnis für jedes aktuelle Problem geben. Ich kann mir aktuelle nicht vorstellen, dass z.B. ein Landesverband auf die Zahlung der Passgebühren verzichten kann. Die Arbeit ist ja gemacht und die Pässe alle für das Jahr verlängert. Und sollte es keinen offiziellen Spielbetrieb geben, wird es ja vielleicht Turniere oder Freundschaftsspiele geben. Wer weiß das schon ? Es ist und bleibt aktuell ein Blick in die Glaskugel.

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