05.11.2020: GFL sieht geplante Profiliga in Europa kritisch
Der Ligavorstand der German Football League (GFL) hat mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass sich mit der European League of Football (ELF) eine Football-Profiliga in Europa mit Sitz einer Zentrale in Hamburg in Gründung befindet. Das Konzept der Initiatoren dieser Liga sieht ein Franchise-System für Kapitalgesellschaften außerhalb den Strukturen des organisierten Vereinssports in Deutschland und Europa vor. Angekündigt ist ein Spielbetrieb ab 2021 mit acht Mannschaften, sieben in Deutschland und eine in Polen. Mittelfristig plant man offenbar mit mehr als 20 Teams in ganz Europa.
„Auf der Grundlage unserer Erfahrungen, die wir in vielen Jahren in Deutschland und Europa mit unserem Sport gesammelt haben, sind wir aktuell und mittelfristig durchaus skeptisch bezüglich der Finanzierbarkeit einer reinen Football-Profiliga“, sagt GFL-Ligavorstand Carsten Dalkowski. „Hierzu gab es auch in der Vergangenheit schon verschiedene Versuche, die allesamt wirtschaftlich nicht erfolgreich waren.“
Trotzdem begreift die GFL die ELF als einen Mitbewerber um Spieler, Sponsoren, Fans und Spielstätten, der neben dem in Vereinen und Verbänden organisierten Sport agieren möchte. Es ist zu befürchten, dass sich die ELF an den von den deutschen Vereinen ausgebildeten Spielern und geschaffenen Strukturen bedienen möchte.
„Die ELF will mit ihren Investoren als Unternehmen außerhalb des in Deutschland und Europa organisierten Sports tätig werden“, sagt GFL-Ligavorstand Axel Streich. „Es ist offensichtlich, dass bei diesem Ansatz die Gewinnerzielung im Vordergrund steht und nicht die Förderung und Entwicklung des Sports, seiner Strukturen sowie seiner aktiven Sportler.“
Offenbar plant die ELF deutsche Franchise-Standorte in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Hildesheim/Hannover und Ingolstadt zu etablieren. Hier geht man wohl davon aus, die durch die dort ansässigen GFL-Vereine geschaffenen Strukturen zu nutzen oder gar zu übernehmen. Die Stuttgart Scorpions nehmen dazu beispielweise auf ihrer Homepage konkret Stellung und planen die Errichtung einer Franchise-Gesellschaft in der baden-württembergischen Landeshauptstadt.
„Wir können nur davor warnen, dass sich Vereine zu blauäugig in dieses Abenteuer stürzen“, so GFL-Ligavorstandsmitglied Christoph Wolk. „Bei allen Chancen, die man als Verein oder Spieler in den Plänen der ELF vielleicht sehen mag, darf man die Risiken dabei nicht aus dem Auge verlieren und unterschätzen. Letztendlich steht dabei die Existenz von über viele Jahre gewachsenen und mühsam aufgebauten Vereinen auf dem Spiel.“
„Es ist bekannt, dass wir aktiv damit begonnen haben, für die GFL einen neuen und zukunftsweisenden Weg einzuschlagen. Dabei geht es darum, die Potenziale der Top-Liga im deutschen und europäischen Football noch besser zu nutzen und dadurch bessere Bedingungen für unseren Sport zu schaffen“, sagt Axel Streich. „Insbesondere vor diesem Hintergrund ist es uns unverständlich, dass die Initiatoren der ELF im Vorfeld nicht das Gespräch mit uns gesucht haben.“ Die GFL sieht trotz aller Unterschiedlichkeiten durchaus auch Synergiepotenziale und in Teilen sogar ähnliche Ziele bei den Ideen der ELF-Initiatoren. „Wenn man die heben will, muss man allerdings miteinander sprechen“, so Streich.
Am 11. Oktober 2020 hat die Versammlung der Vereine der Bundesligisten im AFVD den GFL-Ligavorstand ins Leben gerufen. Dies erfolgte in Abstimmung mit dem AFVD-Präsidium auf der Grundlage eines von den Vereinsvertretern im GFL-Ligadirektorium im September vorgelegten Konzepts. Ziel ist es, die Potenziale der GFL1 und GFL2 in der Zukunft deutlich stärker zu nutzen und die GFL besser zu vermarkten. Der Stellenwert der „Aushängeschilder“ Football-Deutschlands soll dabei gestärkt und es soll ihnen mehr Mitverantwortung und Mitbestimmung übertragen werden. Dies erfolgt in Analogie zu vielen Beispielen anderer Sportfachverbände in Deutschland. Der GFL-Ligavorstand stellt dabei eine Übergangsorganisation dar, die die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der GFL-Vereine als eine mit dem AFVD verbundene, juristisch aber eigenständige Organisation vorbereitet.